Sonntag, 26. Juni 2022

Living Forest

Onibi bedroht mit seinen Flammen unseren mystischen Wald. Als Naturgeister sind wir aufgerufen, das Feuer zu löschen, Bäume zu pflanzen und Sanki zu erwecken. Wenn ihr jetzt nur Fragezeichen über dem Kopf hat kann ich euch sagen: Genau so habe ich auch geschaut. Glücklicherweise ist der Spielablauf von Living Forest (Aske Christiansen / Pegasus) weit weniger verwirrend als die Hintergrundgeschichte.
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Einzelgänger auf der Hand
Jede Partie Living Forest beginnt mit 14 Karten pro Spieler, die wir nach und nach in unsere Auslage legen. Jede dieser Karten zeigt verschiedene Symbole, wie Sonnen, Wasser und Bäume. Je mehr davon zu sehen sind, desto stärker wird die entsprechende Aktion. Logschwerweise wollen wir also möglichst viele Karten auslegen. Allerdings befinden sich in unserem Deck anfänglich 4 Einzelgänger. Legen wir drei davon aus, endet die Runde und in der Folgephase steht uns nur eine Aktion zur Verfügung. Hören wir dagegen rechtzeitig auf, bekommen wir möglicherweise zwar weniger Symbole, dafür aber 2 Aktionen.
 
 
Ein oder zwei Aktionen
Haben alle Spielerinnen ihre Karten ausgelegt, führt jede nacheinander ihre Aktion(en) aus. Mit Sonnen werden bessere Karten für das Deck gekauft, für Bäume erhalten wir entsprechende Plättchen, die uns dauerhafte Boni gewähren. Wasserpunkte nutzen wir, um Flammen zu löschen, sofern welche ausliegen. Diese Plättchen kommen immer dann ins Spiel, wenn in der Vorrunde Karten gekauft wurden. Dadurch entsteht ein interessanter Rhythmus zwischen Kaufen und Löschen. Insbesondere, da ungelöschte Flammen negative Karten in unser Deck spülen können und es damit verstopfen. Die letzte mögliche Aktion ist die Fortbewegung auf einem Rundkurs. Überholen wir dabei Mitspieler, können wir diesen ein Plättchen stehlen, das eine Flamme, einen Baum oder eine Lotusblüte zeigt.
 
Drei Wege zum Ziel
Und damit wären wir auch schon bei den Siegbedingungen. Denn jedes der genannten Plättchen hilft uns bei einer der drei Optionen eine Partie zu beenden. Stets benötigen wir dabei 12: Bäume, Flammen oder Lotusblüten. Bäume sind immer verfügbar, können aber nur in begrenzter Menge erworben werden. Die Anzahl der Flammenplättchen andererseits schwankt deutlich, dafür können mitunter mehrere in einer Aktion gesammelt werden. Während wir unseren Vorrat an Bäume und Flammen stetig füllen, sind die meisten Lotusblüten auf Karten abgebildet und werden am Rundenende abgelegt. Deren Verlauf ist also etwas weniger planbar, insgesamt aber nicht weniger erfolgsversprechend. Was tatsächlich auf alle drei Siegbedingungen zutrifft, die ähnlich häufig zum Erfolg führen.
 
 
Fazit
Die einzelnen Elemente von Living Forest kennt man eigentlich zur Genüge. Deckbau, Aktionswahl, ein wenig Plättchen legen… hier ist es die Mischung, die daraus ein besonderes Spiel macht. Denn all diese Elemente sind toll verzahnt, bieten Abwechslung und ein überraschend hohes Maß an Interaktion. Anfänglich scheint die Feuer-Strategie geradezu übermächtig. Bis ein Mitspieler nur noch wenige hochwertige Karten kauft und kaum etwas zum Löschen da ist. Stattdessen werden klammheimlich Lotusblüten gesammelt und das Spiel damit gewonnen. Wie in kaum einem anderen Spiel müssen die Mitspieler bei Living Forest genau beobachtet und auf die Aktionen reagiert werden. Um diese Interaktion zu verinnerlichen, benötigt es allerdings ein paar Partien.
 
Und damit wären wir auch schon bei den Kritikpunkten. Und der größte ist für mich tatsächlich, dass die Interaktion erst ab 3 Spielerinnen wirklich greift. Auf dem Rundkurs ist zu zweit zu wenig los und auch das Löschen der Flammen kann im Duell recht einseitig werden. Häufig werden nur dann mehrere Karten gekauft, wenn ich in der Folgerunde zuerst Löschen kann. Manche Spieler empfinden das als spannend, ich fand es eher zu einschränkend. Die Zahl der unterschiedlichen Aktionen ist sowieso schon klein. Durch diese zusätzliche Limitierung bleibt, gerade in den ersten Partien, in manchen Runden kaum noch Entscheidungsspielraum. Lustigerweise tritt genau dieses Problem oft auch in den ersten Runden einer Viererpartie auf. Bis der letzte Spieler an die Reihe kommt sind die Feuer gelöscht, die Karten gekauft. Somit stehen noch genau 2 Aktionen zur Auswahl. Erfahrenere Spiele ziehen dann bewusst bis zum dritten Einzelgänger, um in der Folgerunde mehr Möglichkeiten zu haben. Wirklich befriedigend sind diese Behelfsstrategien aber nicht. Trotz der Schwächen bietet Living Forest gute Unterhaltung und fühlt sich auch nach dutzenden Partien noch nicht ausgespielt an. 
 

 

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