Donnerstag, 2. Juli 2020

Cooper Island

Berühmte Hunde gibt es ja so einige. Lassie hat vermutlich mehr Mensch gerettet als Batman und Superman zusammen, Rex stand Sherlock Holmes kaum in etwas nach und Snoopy ist als Pilot einfach unschlagbar. Doch nun taucht ein neuer Stern mit vier Pfoten am Horizont auf. Cooper. Warum? Nun, Cooper hat eine Insel entdeckt, die selbst hartgesottene Spieler an den Rand der Verzweiflung bringt. Und sie direkt nach sich benannt: Cooper Island (Andreas Odendahl / Frosted Games).







Alles ganz einfach
Um meinen Mitspielern etwas die Furcht vor den besonders großen Brocken zu nehmen, beginne ich meine Erklärungen gerne mit den Worten „eigentlich alles ganz einfach“. Also: Bei Cooper Island ist eigentlich alles ganz einfach. Zumindest, wenn man sich mit Worker-Placement Spielen auskennt. Denn genau darum handelt es sich. Die anfänglich zwei Figuren setzen wir auf einem zentralen Tableau ein, um verschiedene Effekte auszulösen. Wir erweitern unsere Insel, Liefern Rohstoffe an Handelsschiffe oder erwerben Einkommensboote. Und da wir dafür nur fünf Runden Zeit haben, sollten wir uns schnellstmöglich um zusätzliches Personal kümmern, das wir über Ziele freischalten. Bis hierhin also tatsächlich alles weitestgehend bekannt und auch nicht besonders kompliziert.


Die Insel wächst… in die Höhe
Zwei Besonderheiten heben Cooper Island dann aber doch deutlich aus der Masse ab und machen aus einem bekannten Mechanismus einen echten Hirnverzwirbler. Die erste Besonderheit ist das Bebauen der Insel. Denn die doppelten Sechseckplättchen werden nicht nur auf der Insel selbst, sondern auch übereinander platziert. Sobald wir ein Plättchen legen wird automatisch ein Rohstoffwürfel erzeugt, dessen Wert mit der Höhe des Geländes steigt. Dummerweise blockiert ein Rohstoff die Bautätigkeiten auf dem Feld. Also ab ins Lager damit, was allerdings den Wert reduziert und einen der knappen Plätze belegt. Obendrein dient das Gelände auch noch als Baugrund für Statuen und Gebäude, was es für die spätere Nutzung unbrauchbar macht und endgültig zu enormen Entscheidungsnöten führt.

Einmal um die Insel
Wenig überraschend geht es auch bei Cooper Island schlussendlich um Siegpunkte. Und wie wir die bekommen ist insgesamt nichts Besonderes. Wie wir sie markieren allerdings schon. Denn wer punktet, segelt mit einem seiner Schiffe um die Inseln. Im Laufe der Partie werden entlang dieser Strecke immer wieder Inselplättchen abgelegt, welche beim Überqueren verschiedene Boni liefern. Anfänglich fährt man die eigene Insel entlang und kann entsprechend bestimmen, was man bekommt. Nach einiger Zeit kommt man aber auch bei den Mitspielern an und freut sich über die dortigen Boni. Bei Cooper Island sorgt damit sogar die Wertungsleiste für Grübeleien, welche Boni man wann am besten gebrauchen kann.

 
Fazit
Beginnen wir direkt mit dem Offensichtlichen: Cooper Island ist brutal. Das Spiel vergibt absolut keine Fehler, wer ordentlich Punkte machen will sollte ganz genau überlegen, was er tut. Das trifft gerade für die ersten Runden zu, wo sich bestimmte Vorgehensweise einschleifen müssen, um schnellstmöglich den dritten Arbeiter freizuschalten. Und ohne diesen kommt man nicht weit, denn die Aktionen sind extrem knapp. Entsprechend können kleinere Denkfehler oder einzelne fehlende Rohstoffe den eigenen Plan wie ein Kartenhaus zusammenbrechen lassen. Teilweise wirkt das sogar richtiggehend unfair. So dürfen wir Waren im (sehr kleinen) Lager nicht einfach wegwerfen. Eine Ware zu viel eingelagert und schon ist kein Platz mehr für die wichtigen Rohstoffe. Den Plan ändern funktioniert aber auch nicht, der entstehende Tempoverlust führt fast sicher zur Niederlage. Die Folge: Alle Spieler grübeln quasi die gesamte Spielzeit vor sich hin, zu Interaktion kommt es nur indirekt. Die ersten Partien enden entsprechend durchaus auch mal im Frust.

Und dennoch ist Cooper Island ein richtig gutes Spiel. Wer lieber aus dem Bauch heraus spielt, der sollte die Finger davonlassen. Wer sein Hirn aber gerne mal wieder an die Belastungsgrenze bringen will, der sollte unbedingt zugreifen. Denn Cooper Island fesselt über viele Partien hinweg. Stets will man es noch etwas besser machen, will ein paar Punkte mehr, den einen Schritt schneller sein. Da jede Aktion zählt, ist die Spannung mit Händen zu greifen, Leerlauf kommt nie auf. Zugleich müssen gewohnte Pfade verlassen werden, insbesondere der Inselausbau zwingt zu neuen Denkansätzen. Dabei ist der Mechanismus überraschend klar. Nie hat man das Gefühl, das Spiel sei einfach nur unnötig kompliziert. Vielmehr greift alles logisch ineinander. Unterstütz wird das durch eine wirklich herausragend gute Anleitung, gepaart mit der Grafik stellen sich schon in der ersten Runde kaum Fragen. Was wirklich bemerkenswert, aber auch wichtig ist, denn zu Grübeln gibt es bei Cooper Island auch so schon mehr als genug.  



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