Montag, 10. April 2017

Jorvik



Irgendwie würde es mich ja schon einmal interessieren, wie Verlage auf neue Themen für ihre Spiele kommen. Und vor allem, wie sie da alle gleichzeitig auf die gleiche Idee kommen. Ob Zombies, Piraten oder aktuell Mars und Wikinger… irgendwie scheinen alle von der gleichen Muse inspiriert worden zu sein. Und eigentlich stört mich das ja auch nicht wirklich. Dennoch finde ich es im Falle von Jorvik (Stefan Feld / Pegasus) durchaus schade. Denn dabei handelt es sich um eine Neuauflage von Speicherstadt. Und der Hamburger Lagerhauskomplex war doch tatsächlich mal eine kreative Wahl.

Spielerisch hat sich dagegen nicht viel geändert, einzig die Erweiterung wurde direkt mit eingearbeitet. Nach wie vor ersteigern wir Karten voller Waren, handeln diese für Siegpunkte und kämpfen mit einem ständig schwindenden Barvermögen.


Die Auswahl
Jorvik findet im Wesentlichen auf einem zentralen Spielplan statt, der in der Basisvariante (je nach Spielerzahl) Platz für bis zu sechs Karten bietet. Dazu noch den Kartenstapel nach Jahreszeiten sortieren, jedem Spieler einige Wikingerfiguren und Münzen in die Hand drücken und los geht es. Nun wird die zentrale Auslage jede Runde vom Kartenstapel aufgefüllt, so dass stets drei bis sechs Karten zur Auswahl stehen und von den Spielern erworben werden können.



Die Nachfrage
Um die Karten zu erwerben, steht uns unter jeder Karte eine Nachfragereihe zur Verfügung. Abwechselnd setzen wir eine unsere Wikingerfiguren auf die jeweils erste freie Position, bis alle Wikinger platziert wurden. Nun kommt es zum Verkauf. Dabei darf stets der vorderste Wikinger einer Reihe zuerst wählen und die Karte kaufen. Der Preis richtet sich dabei nach der Gesamtzahl der bei dieser Karte platzierten Wikinger. Ist die Karte zu teuer, wird einfach gepasst und die Figur entfernt. Für den nächsten Wikinger der Reihe wird die Karte entsprechend günstiger. Diese Prozedere wird so lange wiederholt, bis alle Karten gekauft oder alle Wikinger entfernt wurden. Wer gänzlich auf einen Kauf verzichtet, der bekommt als Trost zwei Münzen, alle anderen nur eine.


Die Karten
Welche Art von Karten erwerben wir nun aber eigentlich? Nun, hier gibt es eine bunte Mischung. Zum einen sammeln wir, wie es sich für Wikinger gehört, Kriegerkarten. Mehrmals im Spiel kommt es zu einem Überfall der Pikten, wer nun am stärksten ist bekommt Punkte, wer schwächelt kassiert Abzüge. Darüber hinaus gibt es Schiffskarten, die uns mit verschiedensten Waren versorgen. Diese können wir über Handwerkskarten zu Geld oder Siegpunkten umwandeln. Darüber hinaus gibt es natürlich noch diverse Sonderkarten wie Lager oder Bonuseinkommen, die uns auf mancherlei Arten helfen.


Das Jarl-Spiel
Wem die Basisversion des Spiels nicht ausreicht, der kann auf die Jarl-Variante zurückgreifen, bei der der Spielplan aufgeklappt wird und einige zusätzliche Felder offenbart. Auch die Zahl der Karten wird aufgestockt und um neue Optionen bereichert. Das Besondere am größeren Plan ist aber, dass die Spieler die Karten auf den neuen Feldern reservieren können. Wer auf diese Option zurückgreift, platziert die Karte mit einem eigenen Wikinger vorne in der Reihe. Der Preise richtet sich am Ende nach der Zahl der insgesamt reservierten Karten und wir auch hier mit jeder abgelehnten Karte günstiger. Ob in der Karl- oder Jarl-Variante bleibt das Ziel aber stets gleich: möglichst viele Punkte.

Fazit
Abseits von der Änderung des Themas (über die ich nicht so richtig glücklich bin), ist Jorvik auch in dieser Form wieder ein durchweg gelungenes Spiel. Genau genommen ist es nun sogar ein klein wenig besser, wurde die Erweiterung doch direkt implementiert. So kann man mit dem recht eingängigen Grundspiel beginnen, dessen Grundzüge bereits nach wenigen Minuten verinnerlicht sind. Und dennoch bietet Jorvik schon in dieser Form durchaus eine Herausforderung und Zug für Zug wichtige Entscheidungen. Gerade das Einsetzen der Figuren zeichnet das Spiel aus und ist definitiv etwas Besonderes. Knackpunkt ist dennoch, das stets sehr knappe Barvermögen optimal zu nutzen. Denn nichts ist frustrierender, als die vielleicht entscheidende Karte nicht bezahlen zu können. Gerade Neulinge sehen in ihren ersten Partien Jorvik dementsprechend selten Land, eine deutliche Lernkurve (insbesondere wann welche Karten kommen und welche wichtig sind) ist zu erkennen. Und sollte das irgendwann nicht mehr ausreichen, nimmt man einfach die Erweiterung dazu. Das Vorkaufsrecht bietet dann noch einmal eine zusätzliche taktische Ebene.

Problematisch sehe ich bei Jorvik dagegen das Spiel zu zweit. Hier herrscht einfach zu wenig Konkurrenz, stellenweise ist der Verlauf etwas zu planbar. Obendrein gibt es im Spiel doch einige etwas stärkere und durchaus auch wichtige Karten. Hier ist dann auch etwas Glück im Spiel, wer in diesem Moment gerade über eine ausreichende Barschaft verfügt.

Dennoch, Jorvik macht Spaß und bietet zugleich einen schnellen Einstieg und ordentlich Spieltiefe. Insbesondere der Mechanismus zum Kauf der Karten hebt das Spiel von ähnlichen Werken ab.



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