Dienstag, 22. November 2016

MERCS Recon: Gegenschlag



Als Freund kooperativer Spiele ist die Auswahl an Themen doch eher eingeschränkt. Da gibt es Zombies, diverse Fantasy-Welten, Zombies, Seuchenbekämpfung und Zombies. OK, das war jetzt vielleicht ein wenig übertrieben. Aber tatsächlich habe ich manchmal den Eindruck, dass gerade in diesem Genre sehr häufig auf Bewährtes zurückgegriffen wird. Da kommt ein Spiel wie Mercs Recon (Brian Shotton / Heidelberger Spieleverlag) doch gerade recht.

Denn in Mercs Recon schlüpft ihr nicht etwa in die Rolle von Elfen oder Zwergen, sondern dringt als Kommandoeinheit in einen Gebäudekomplex ein. Und auch spielerisch wartet Mercs Recon mit einigen neuen Ideen auf.


 
Die Mission
Eine Mission beginnt stets gleich. Wir entscheiden uns für eines von zwei enthaltenen Teams, teilen drei bis fünf Agenten unter uns auf und bauen das Gebäude auf. Noch eine Karte für das Spielziel gezogen, den Gebäudekomplex mit Markern und Truppen besetzt und los geht’s. Üblicherweise bedeutet dies, dass wir uns mit unseren Truppen langsam durch das Gebäude arbeiten und dem Missionsziel immer näherkommen. Zumeist ist dessen Standort unklar, handelt es sich doch um einen von mehreren verdeckten Markern. Gleiches gilt übrigens für die Gegner, welche anfänglich nur in Form von Hitzesignaturen (farbige Chips) vorliegen. Mit was genau wir es zu tun haben, erfahren wir also erst nach und nach. Das ist sowohl thematisch als auch spielerisch sehr reizvoll.


Die Mercs
Wie es sich gehört, unterscheidet sich jedes unserer Teammitglieder durch allerlei Fähigkeiten. Schwere Waffen, Heilfähigkeiten, Scanner… die Optionen sind durchaus vielfältig. Die Aktionen selbst sind dagegen (bis auf wenige Ausnahmen) identisch. Und hier kommt bei Mercs Recon ein Punktesystem zum Tragen. Ob wir uns bewegen, unsere Waffen abfeuern / nachladen oder Sonderfähigkeiten nutzen, all das kostet Aktionspunkte. Da wir von diesen jede Runde nur eine begrenzte Zahl regenerieren, sollten wir stets vorsichtig haushalten. Eine weitere Besonderheit sind dabei Teamaktionen. Diese werden von mehreren Teammitgliedern gemeinsam bezahlt und ausgelöst und ermöglichen etwa auch im Zug der Mitstreiter zu agieren.

Stürmen und Räumen
Eine der wichtigsten Teamaktionen ist „Stürmen und Räumen“, welche mindestens drei Teammitglieder benötigt. Dabei führen wir einen Sturmangriff gegen einen Raum durch, der auf einem separaten Plan ausgeführt wird. Alle Teammitglieder feuern nur ein einziges Mal, und sehen sich dabei dem gegnerischen Beschuss ausgesetzt. Üblicherweise versuchen wir dabei, einen Missionsmarker zu zerstören oder zu erobern und damit dem Spielsieg etwas näher zu kommen.


Kampf
Auch Abseits von Stürmen und Räumen zeichnet sich der Kampf durch einige Besonderheiten aus. Allerdings bezieht sich das weniger auf den Mechanismus selbst, der recht klassisch mit Würfeln ausgeführt wird. Spannend sind vielmehr die Gegner. Anfänglich bewegen sich diese in Form farbiger Chips über den Plan, erst, wenn sie in Sichtlinie kommen offenbart sich was dahintersteckt. Und dabei handelt es sich nicht nur um kampferprobte Sicherheitskräfte, die uns mit Waffengewallt begegnen. Auch Gebäudepersonal befindet sich unter den Markern. Ganz allgemein führt das Besiegen von Gegnern zu einer Erhöhung der Alarmstufe und damit zu mehr Gegnern. Das Töten von Personal zieht dagegen weitere Konsequenzen nach sich. Also nehmen wir diese lieber gefangen und verhören sie, um etwas über unsere Zielmarker zu erfahren. Was sich allerdings nicht immer als ganz einfach herausstellt, da viele unserer Waffen Kollateralschaden verursachen und damit sogar ganze Räume in Brand setzen können. Und da wir im besten Fall unauffällig vorgehen sollten, ist das nicht unbedingt förderlich um das Missionsziel zu erreichen.


Fazit
Nicht zuletzt aufgrund des spannenden und unverbrauchten Themas habe ich mich quasi seit dem ersten Blick auf die Box auf meine erste Partie Mercs Recon gefreut. Leider war der erste Kontakt mit dem Material und den Regeln dann allerdings alles andere als erfreulich. Was zuerst auffällt ist das bestenfalls durchwachsene Material. Die Figuren müssen aus mehreren Einzelteilen zusammengeklebt werden und sind dabei auch noch schlecht gegossen. Spaß kommt so keiner auf und der entsprechende (und zumindest von mir überlesene) Hinweis auf der Rückseite ist auch kein Trost. Ich habe das Unterfangen entsprechend schnell aufgegeben, meine Figuren müssen nun ohne Arme zurechtkommen. Darüber hinaus lassen auch die Würfel zu wünschen übrig. Was die enthaltene Pappe (Marker, Plan, etc.) angeht gibt es dagegen nichts auszusetzen.

Nachdem der erste Schock also überwunden war habe ich zur Regel gegriffen und direkt den nächsten bekommen. Die Strukturierung ist fürchterlich, die Schrift winzig, die Seiten total überfrachtet und die Regel ganz allgemein nicht vollständig. Zweimal habe ich sie (unter seelischen Schmerzen) komplett gelesen und dann erst mal ein Erklärvideo geschaut um überhaupt zu verstehen, wie das alles gedacht ist. Dass ich inzwischen alles richtig Spiele halte ich dennoch für unwahrscheinlich. Zuletzt kam dann noch der Aufbau. Die Gebäude sollen jeweils nach Belieben errichtet werden, vorgegebene Szenarien gibt es nicht (bzw. nur auf der Homepage). Leider reichen die Teile nur ebenso aus und je nach Situation gehen einem dann gegen Ende Gänge oder Räume aus. Dann wird lustig umgedreht herumgeschoben und geflucht.

So, erst mal genug gemeckert. Kommen wir zum eigentlichen Spiel. Und hier hat Mercs Recon (nach ein oder zwei Kennenlernrunden) durchaus einiges zu bieten. Das Spielgefühl ist deutlich anders als bei vergleichbaren Werken, anstatt wild zu ballern muss hier sehr planvoll agiert werden. Das Zusammenspiel der Truppe und das Nutzen deren Fähigkeiten steht im Vordegrund, wildes Voranstürmen endet sicherlich im Fiasko. Auch die Teams und deren Mitglieder spielen sich deutlich unterschiedlich, was zum Ausprobieren einlädt. Wenig Abwechslungsreich sind dagegen die Missionen, deren Verlauf sich häufig nur marginal unterscheidet. Auch die Gebäude selbst, ebenso wie die Truppen, wiederholen sich doch sehr schnell. Hier wurde leider einiges an Potential verschenkt.

Insgesamt macht Mercs Recon, nachdem man sich durch die fürchterliche Anleitung gekämpft hat, durchaus für einige Runden Spaß. Gerade das Teamspiel wurde sehr schön umgesetzt. Leider fehlt am Ende aber doch die Abwechslung, weshalb es, trotz der guten Ideen, wohl bei einigen wenigen Partien bleiben wird.


1 Kommentar:

  1. Stimme Dir in fast allen Punkten zu: Der Zusammenbau war nach Download der "Anleitung" auf der Homepage relativ problemlos - und ich kann sowas normalerweise gar nicht! :-))
    Die Anleitung ist aber wirklich grauenhaft....

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