Freitag, 13. Mai 2016

Imhotep



Während heutige Architekten an Dingen wie Feuerschutzanlagen und Grundwasser verzweifeln, gab es bereits vor vielen Tausend Jahren unerreichte Baumeister, die Werke für die Ewigkeit erschaffen haben. Und so etwas nennt sich dann Fortschritt. Allerdings muss man auch zugeben, dass es die alten Ägypter da scheinbar schon etwas leichter hatten. Immerhin mussten sie nur einige Steinchen per Boot von A nach B fahren, dort beim Projekt ihrer Wahl abladen und auf den Punkteregen warten. Zumindest scheint es bei Imhotep (Phil Walker-Harding / Kosmos) so zu laufen.






Der Bauplatz
Als Architekten einiger der größten ägyptischen Bauwerke brauchen wir eigentlich nur einen Steinbruch mit formschönen Holzwürfeln unserer Spielerfarbe und ein kleines Steinelager mit Platz für fünf davon. Dazu noch einige Orte auf denen die Monumente errichtet werden und vier Boote um die Steine von hier nach dort zu befördern. Die Art der Boote wird dabei jede Runde zufällig bestimmt, und bietet stets Platz für ein bis vier Steine.


Die Aktionen
Natürlich bewegen sich die Steine nicht gänzlich ohne unser Zutun und auch um die Boote und den Steinbruch will sich gekümmert werden. Und genau dafür dürfen wir jede Runde eine von vier möglichen Aktionen ausführen. Am einfachsten ist dabei, drei Steine aus dem Steinbruch ins eigene Lager zu befördern. Von dort darf (ebenfalls als Aktion), ein Stein auf ein beliebiges Boot geladen werden. Auch das Bewegen eines Bootes zu einem Ort gilt als Aktion. Dabei muss das Boot allerdings mit ausreichend Steinen beladen und der Ort in dieser Runde noch nicht angefahren worden sein. Zuletzt darf auch noch eine Marktkarte als Aktion genutzt werden.


Die Orte
Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, sind die bisherigen Optionen recht simpel und überschaubar. Kommen wir also zum spannenden Teil: Den Orten. Fünf verschiedene liegen stets aus, vier davon werden in jeder der 6 Runden mit den Booten angefahren. Am Zielort angekommen wird das Boot geräumt und die Steine (zumeist) am Ort verbaut. Als Lohn für unsere Mühen winken Punkte. So bekommen wir etwas für Steine in der Pyramide sofort einige Punkte, in der Grabkammer am Ende jedes Durchganges. Der Obelisk punktet dagegen erst am Ende des Spiels abhängig von der Mehrheit an Punkten. Etwas aus der Reihe tanzt dagegen der fünfte Ort: Der Markt. Hier gibt es keine Punkte, wir bekommen allerdings für jeden gelieferten Stein eine Marktkarte. Diese wiederum können wir als (sofortige oder spätere) Sonderaktion einsetzen oder schlicht ebenfalls für Punkte verwenden.

Mehr Orte
Ihr seht schon, die Orte sind es die in Imhotep für das besondere etwas sorgen. Und dabei habe ich bislang ja gerade einmal von den Vorderseiten berichtet. Denn jeder Ort verfügt über eine A und eine B-Seite, die sich noch einmal mehr oder weniger deutlich unterscheiden. Da wir die Zusammenstellung in jedem Spiel variieren können, ist auf jeden Fall für Abwechslung gesorgt.

 
Fazit
Imhotep gehört zu jener Art von Spiel, deren wahre Komplexität sich erst im Verlauf der ersten Partien erschließen. Denn betrachtet man einfach nur die Regeln, so fallen diese doch recht simpel und eingängig aus. Gerade einmal vier verschiedene Aktionen deuten nicht gerade darauf hin, dass wir im Spiel viele relevante Entscheidungen zu treffen haben. Doch sobald es dann los geht, bemerkt man doch schnell die Möglichkeiten, die Fallstricke und zu treffenden Entscheidungen. Und ab hier ist Imhotep alles andere als banal und weiß auch erfahrene Spieler in seinen Bann zu schlagen. Stets muss abgewogen werden, welche Aktion gerade die richtige ist. Wo kann ich für mich den größten Vorteil herausholen oder vielleicht einen wichtigen Zug der Mitspieler verhindern? Kann ich den Stein aufs Boot laden, oder fährt das dann jemand an einen für mich weniger optimalen Ort? Vielleicht doch das Boot ohne einen meiner Steine bewegen, nur damit dieses nicht am Tempel anlegt? Hier ist durchaus Gehirnschmalz gefragt und keine der Entscheidungen ist banal. Ergänzt wird das gelungene Spielprinzip dann noch von einem sehr ansprechenden Material, sowohl Grafiken als auch Spielsteine überzeugen voll und ganz.

Natürlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das Spiel mit steigender Teilnehmerzahl spürbar weniger planbar wird. Kann man zu zweit die Optionen des Mitspielers noch halbwegs abschätzen, ist strategisches Vorgehen zu viert eher schwierig. Hier ist taktisches und kurzfristigeres Vorgehen angesagt und das kann, wenn die Mitspieler partout nicht die (für mich) richtigen Züge machen, auch einmal etwas frustrierend sein.

Persönlich gefällt mir Imhotep aus diesem Grund am besten zu zweit. Aber auch in Vollbesetzung kann das Spiel durch einfache Regeln, spannende Entscheidungen und ein beeindruckendes Material überzeugen.


Übrigens hat auch die Brettspielbox bereits einen Blick auf Imhotep geworfen, wie ihr HIER nachlesen könnt.


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