Mittwoch, 9. Dezember 2015

Mombasa


Mombasa von Alexander Pfister ist ein 4-Tatzen Spiel. OK, das sollte ich vielleicht etwas genauer erklären. Die Anzahl an Tatzen bestimmt bei Eggerspiele die Komplexität eines Spieles, wobei 4 Tatzen für maximale Komplexität stehen. Und mit Mombasa brachte Eggertspiele eben nun das zweite Spiel mit maximaler Tatzenzahl (nach Yedo) auf den Markt. Gerade erfahrene Vielspieler waren im Vorfeld entsprechend gespannt, was uns da genau erwartet.

Nun,  Mombasa spielt thematisch im Zeitalter des Kolonialismus. Vier große Handelskompanien streiten sich in Afrika um Land, Einfluss und Bodenschätze. Und wir Spieler hängen natürlich mittendrin, helfen mal hier aus und streuen mal dort Salz ins Getriebe. Nur um am Ende am meisten Vermögen anzuhäufen.




Karten
Obwohl Mombasa mit einem großen Spielplan und reichlich Material daherkommt, besteht der Motor des gesamten Spiels doch eigentlich nur aus einer Handvoll Karten. Denn mit diesen bestimmen wir fast alle Aktionen des Spiels, sei es auf dem zentralen Plan oder auf dem persönlichen Spielertableau. Denn jede der Handkarten steht für eine oder mehrere der möglichen Aktionen. Und so spielen wir jede Runde drei bis fünf dieser Karten aus und bestimmen damit unser weiteres Vorgehen. Das gemeine an Mombasa ist allerdings, dass eine eingesetzte Karte am Ende der Runde auf einen von anfänglich drei Sammel-Slots verschoben wird. Zu Beginn jeder Runde dürfen wir die Karten aus einem dieser Slots wieder auf die Hand nehmen, alle weiteren stehen zumindest diese Runde nicht zur Verfügung. Dadurch entstehen ein ständiges Abwägen um die Wichtigkeit einzelner Karten und der Zwang, durchaus einige Runden im Voraus zu planen. 



Aktionen
Was bewerkstelligen wir aber nun mit unseren Karten? Nun, genau an dieser Stelle kommen dann eben doch die ganzen Spielpläne zum Einsatz. Denn mit fast allen Karten setzen, kaufen oder verschieben wir hier was das Zeug hält. So ermöglichen uns der Buchhalter und der Diamanthändler auf der entsprechenden Leiste des persönlichen Tableaus voranzuschreiten. Neben Punkten locken hier insbesondere weitere Kartenslots, womit wir in zukünftigen Runden vier oder gar fünf Karten spielen können. Denn größten Teil der Karten stellen allerdings die Waren dar. Diese erlauben uns einerseits bessere Karten für kommende Runden zu erwerben, darüber hinaus erstehen wir damit aber auch Anteile der vier großen Kompanien. Um Ebenjene über den Spielplan auszubreiten, gibt es Ausbreitungskarten. Je weiter sich eine Kompanie dabei während des Spiels verteilt, desto wertvoller sind am Spielende deren Anteile.


Bonusmarker
Damit man Mombasa nicht vorwerfen kann zu wenige Optionen zu bieten, gibt es obendrein auch noch die Bonusmarker. Diese können in jeder Runde aufs Neue auf verschiedenen Aktionsfeldern eingesetzt werden. Wie auch bei den Karten sind die Möglichkeiten hier sehr vielfältig. So lassen sich etwa Anteile an Gesellschaften erhalten, sofern man aktuell die meisten Warenkarten einer Art in der Auslage hat. Auch Geld lässt sich einsammeln, etwa indem eine eigene Aktionskarte vernichtet wird. Zuletzt lassen sich auf diesem Wege auch noch Boni für die kommende Runde generieren oder der Startspielermarker abgreifen. Und wem all das noch nicht ausreicht, der kann sich über Kompanieanteile weitere Aktionsfelder freischalten.

Wertung
Insgesamt sieben Runden handeln, kaufen und sammeln wir uns auf diesem Wege durch Mombasa bis es zur Schlusswertung kommt. Hier werden nun die Punkte für Edelsteine, Bücher und Barvermögen addiert. Der mit Abstand größte Batzen kommt aber üblicherweise durch die Kompanieanteile Zustande, deren Wert von der Ausbreitung der Kompanie selbst auf dem zentralen Plan abhängt. Wenig überraschen gewinnt der Spieler mit dem größten Vermögen.


Fazit
Gleich vorweg: Mombasa hat sich seine Bewertung mit vier Tatzen redlich verdient. Die Bezeichnung als „sehr anspruchsvoll“ trifft absolut zu. Obwohl der Umfang der Anleitung eigentlich eher überschaubar ausfällt, ist diese doch sehr gehaltvoll. Von einer planvollen Umsetzung des Gelesenen in den ersten Partien ganz zu schweigen. Zu vielfältig sind die Optionen, zu umfangreich die Möglichkeiten die um Beachtung heischen. Wer hier keine Lust hat die grauen Zellen anzustrengen, der hat von vornherein verloren. Und obendrein stellt ein an mehreren Stellen variabler Aufbau auch noch sicher, dass sich keine zwei Partien genau gleich spielen.

Und obwohl Mombasa über eine Vielzahl verschiedener Elemente verfügt, wirkt doch alles stimmig. Der Deckbau-Mechanismus, Aktionsfelder und die Ausbreitung über eine Landkarte werden hier zu einem rundum gelungenen Gesamtbild geformt. Insbesondere, wenn man nach einigen Partien einen grundlegenden Überblick über die Möglichkeiten hat. Denn diese sind reichlich vorhanden, stets will mehr angegangen werden als möglich ist. Andererseits bietet genau dieser Zwang auch viele Strategien das Spiel zu bestreiten. Obendrein endet Mombasa gefühlt immer eine oder zwei Runden zu früh, das perfekte Timing ist entscheidend. Auch für einen Spannungsbogen ist gesorgt, etwa indem die zu kaufenden Aktionskarten im Laufe der Partie besser werden und auch mehr Punkte locken.

Kleinere Abstriche muss man allerdings im Spiel zu zweit machen, zumindest wenn man auf umfangreiche Interaktion Wert legt. Denn da der Spielplan nicht an die Spierzahl angepasst wird, ist hier in Vollbesetzung deutlich mehr los. Gerade zu zweit werden einzelne Kompanien häufig gar nicht oder nur sehr wenig ausgebaut, der Verdrängungswettbewerb auf dem Plan fällt dadurch ungleich geringer aus. Dennoch mag ich persönlich auch das Spiel zu zweit sehr gerne, die übrigen Mechanismen funktionieren ebenso gut wie in Vollbesetzung. Minimale Mängel sind darüber hinaus beim Material zu verzeichnen, wo etwa die 1er-Münzen unterschiedliche Größen aufweisen. Während des Spiels habe ich das allerdings nicht als störend empfunden.

Für mich gehört Mombasa damit klar zu den Highlights für Vielspieler im Jahr 2015. 


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