Freitag, 31. Oktober 2014

Abyss

König der Tiefsee
Spieleverlage müssen sich heute schon einiges einfallen lassen, um in der Flut der Neuheiten noch aufzufallen. Ein kreatives Thema etwa, oder besonderes Material. Bei Abyss (Bruno Cathala und Charles Chevallier) hat Asmodee stattdessen auf ein innovatives Cover gesetzt. Oder besser gesagt deren 5. So viele verschiedene Gestaltungen gibt es insgesamt, alle vollständig ohne Schriftzug auf der Vorderseite. Vielleicht auf den ersten Blick etwas verwirrend, auf jeden Fall aber ein Blickfang in jedem Spieleregal. Und das Thema Unterwasserwelt ist ebenfalls noch schön unverbraucht.

Abseits von der ungewohnten Umgebung bleibt aber alles beim Alten. Der alte König dankt ab und bestimmt seinen Nachfolger anhand des größten Einflusses. Dazu sammeln wir Verbündete (Karten) um uns, mit denen wir Edle (größere Karten) anheuern.


 
Die verbündeten Völker
5 Völker treiben sich in den finsteren Fluten herum und wollen von uns umworben werden. Dazu entscheiden wir uns jede Runde für eine von drei möglichen Aktionen. Zu Spielbeginn werden wir zumeist die Tiefen des Meeres erkunden. Dazu decken wir Verbündete auf und bieten diese unseren Mitspielern zum Kauf feil. Sollte niemand die nötigen Perlen aufbringen wollen, dürfen wir entweder selbst zuschlagen oder eine weitere Karte aufdecken. Nicht angeworbene Verbündete landen im Rat, wo sie in späteren Runden als alternative Aktion eingesammelt werden können. Die dritte Option besteht darin, einen Edlen anzuwerben. Dazu müssen wir nur die passende Kombination aus Verbündeten aufbringen, und schon schließt sich ein neuer Mitstreiter unseren Reihen an. 
 
Die Edlen der Stadt
Neben Siegpunkten bieten die meisten Edlen einmalige oder permanente Sonderfähigkeiten. Unter diesen befinden sich zumeist alte Bekannte wie etwa Vergünstigungen in Folgezügen oder direkte Angriffe auf die gegnerische Auslage. Mindestens ebenso interessant sind aber die Schlüssel, die auf den meisten Edlen aufgedruckt sind. Hat ein Spieler am Ende einer seiner Aktionen mindestens 3 davon ausliegen, nimmt er damit einen Teil der Stadt unter Kontrolle. Spieltechnisch bedeutet dies, dass die Sonderfähigkeiten der beteiligten Edlen überdeckt und durch ein Papptableau ersetzt werden, welches für verschiedene Spielbestandteile Siegpunkte liefert. Hat ein Spieler seinen siebten Edlen angeworben endet das Spiel.

Fazit
Wo Thema und Gestaltung von Abyss wunderbar unverbraucht sind, kommen die meisten Spielbestandteile eher klassisch daher. Im Kern geht es schlicht um das Sammeln von Sets und den Erwerb von Sonderfähigkeiten und Siegpunkten mit eben Diesen. Gerade in den ersten Partien bereitete mir diese (gefühlte) Diskrepanz zwischen opulenter und innovativer Aufmachung einerseits, und eher klassischem Spiel andererseits Probleme. Nach wenigen Partien lernt man allerdings, die durchweg ansprechende Optik und das Material zu genießen und sich zu freuen, dass auch einmal ein nicht allzu komplexes Spiel in solch einem Gewand daher kommt.

Denn von Seiten der Mechanismen ist Abyss eher auf kurzfristige und taktische Entscheidungen ausgelegt. Für langfristige Planungen kommt über die Karten zu viel Zufall ins Spiel. Dieser Glücksanteil kann, insbesondere bei falschen Erwartungen, durchaus stören. Trotzdem gefällt mir Abyss wirklich gut. Die Spieldauer ist für die Komplexität angemessen, die Mechanismen bieten unterschiedliche Vorgehensweisen. Insgesamt zwar kein Überflieger, aber mechanisch solide und mit herausragender Aufmachung.




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